Dienstag, 4. Oktober 2011

Kapitel 2 (Dangerzone)

Kapitel 2

Ich rannte, obwohl ich eigentlich wusste, dass ich keine Chance hatte zu entkommen. Er war nur ein paar Meter hinter mir gewesen, als er angefangen hatte seinen Körper zu transformieren. Ich hatte keine Ahnung wie lang es dauern würde, bis er soweit war… bis die Bestie den Menschen verdrängt hatte.

Doch schon nach ein paar Schritten hörte ich das Brüllen, das meine Eingeweide erzittern ließ. Toll. Ich war tot.

Ich sah über meine Schulter und sah, dass er sich bereits leichtfüßig in Bewegung gesetzt hatte. Ruhig tippelte er hinter mir her und ich wusste, dass er mir auch noch belustigt gewunken hätte, wenn er ein Mensch gewesen wäre und einen Arm zum Winken frei gehabt hätte.

Ich hatte ihm zweimal meinen Dolch in den Körper gerammt und trotzdem lief er hier seelenruhig durch die Gegend. Er sah immer noch nicht so aus, als würde er mich jeden Moment zerfleischen…

Trotzdem versuchte ich noch mehr aus meinem Körper herauszubringen. Es schien, als würde er ganz andere Dinge vor haben als mich zu fressen, doch für diese wollte ich mich auch nicht hergeben! Ich wollte nichts mit diesen Monstern zu tun haben. Sie waren unberechenbar. Animalisch. Menschliche Regeln, die mir mein Opa beigebracht hatte, waren ihnen egal. Sie lebten nach ihren eigenen Gesetzen. Ich war nicht bereit, mich diesen tierischen Regeln freiwillig zu fügen.

Also rannte ich, bis die Muskeln in meinen Waden schmerzten und der Schweiß über mein Gesicht lief. Das einfache Tuch, das nun blutgetränkt war, wehte im Wind und klebte jetzt auch vor Schweiß an meiner Haut. Ich sah, wie der feuchte Nebel zwischen den Bäumen sich lichtete und die Luft immer wärmer wurde. Ich musste mich der Dschungel- Zone nähern. Hier gab es keine Jahreszeiten, so wie mein Opa mir von der Menschenwelt erzählt hatte, sondern verschiedene Zonen: in einer herrschte immer Winter, in einer Sommer, in einer war der Regenwald und in der anderen nur Sand. Es gab tausende dieser verschiedenen Ebenen. In den Zonen herrschte immer das gleiche Klima und das gleiche Wetter und es lebten verschiedene Wesen dort. Im Regenwald lebten hauptsächlich die Gestaltwandler.

Ich betrat also sein Gebiet. Wunderbar. Überlebenstrick Nummer eins: Wenn der Feind dir hinterher rennt, dann verstecke dich einfach auf seinem Territorium… wenn du unsagbar dumm bist!

Aber umzukehren kam nicht in Frage. Ich hörte ein verspieltes Knurren zu meiner linken und schaute durch die Bäume. Er joggte fast schon leichtfüßig parallel zu mir. Sein muskulöser Körper beugte und streckte sich. Ich sah fast in Zeitlupe wie die riesigen schwarzen Pranken das Laub aufwirbelten. Er zeigte mir, dass es für ihn keine Anstrengung war mich zu jagen und dass er mich dann bekommen würde, wenn er das wollte.

Arschkater! Ich zeigte ihm den Mittelfinger. Die Geste kannte ich von meinem Opa und sie war in dieser Welt auch bekannt. Es schien mir fast, als würde er lachen.

In meinen Oberschenkeln kam ein Ziehen dazu, weil ich nun bergauf rannte. Die kahlen hellen Bäume wurden immer lichter… die Blätter, die immer auf dem Boden lagen und niemals anfingen zu faulen, immer weniger. Die blanke Erde kam zum Vorschein, bis sie sich langsam in rauen Stein wandelte, über den es weh tat mit meinem unbeschuhten Fuß zu laufen. Der Nebel verzog sich mit einem Mal und ich hielt abrupt an, weil ich mich am Abgrund einer Klippe wiederfand.

Vor mir erstreckte sich das dichte grüne Blätterdach des Regenwaldes. Die feuchte heiße Luft strömte mir ungehindert entgegen und erfasste meine verschwitzten Haare. Ein paar bunte Vögel, die übergroße Papageien waren, zogen ihren Bahnen und ein paar Phönixe flogen majestätisch umher. Zwischen den Bäumen schlängelte sich ein breiter Fluß entlang. Aus dem Nichts kam aus der Klippe, auf der ich stand, ein Wasserfall und landete laut dröhnend und wild rauschend in dem Fluß unter mir.

Ich drehte mich um und sah gerade noch, wie der schwarze Panter zwischen den nebligen Bäumen hervortrat. Mit hoch erhobenem Kopf sah er mich an. Ich wich einen Schritt zurück und trat an die Kante. Ein paar Steine lösten sich und fielen in die tosende Tiefe herab. Ich konnte gerade noch so mein Gleichgewicht halten.

„Bleib… stehen…“ forderte ich atemlos. Er tat es natürlich nicht. Er senkte leicht den Kopf… und dann fing er an auf mich zuzuschlendern. Sein langer schwarzer Schwanz peitschte zu allen Seiten und seine Ohren waren angelegt. Er sah majestätisch aus und vor allem beängstigend. Ich wusste, wenn ich ihn ranließ, dann würde er mich einfach anspringen und ein Körperteil von mir packen. Seine Reichweite war weit, also musste ich schnell handeln. Ich schaute über meine Schulter, hörte ein paar Fabelvögel kreischen… und das Wasser unter mir dröhnen.

Entweder ich landete bei ihm… als seine menschliche Sklavin… als sein willenloses Spielzeug, oder ich sprang von einer Klippe in ein unbekanntes Gewässer.

Ich wählte die zweite Möglichkeit, vermutlich weil ich verrückt war oder auch unbeugsam.

Genau in dem Moment, als er sich zu Boden duckte und von einem Hinterbein auf das andere trat, wirbelte ich mich herum… und sprang kopfüber in die Tiefe.

Ich hoffte, dass das Wasser unter dem Wasserfall tief war und ich mir nicht den Kopf aufschlug. Einen Moment flog ich mit den Vögeln durch die Luft und schaute einem Phönix in das rote ruhige Auge, dann tauchte ich in die eisige Kälte. Sie umfing mich und raubte mir den Atem. Das Wasser war so tief, dass ich den Boden nicht sehen konnte, obwohl es rein und klar war.

Durch die Blubberblasen hindurch, die mein Eintauchen verursacht hatten, sah ich grüne schlammige Wesen auf mich zukommen. Wassermänner. Die hatten mir gerade noch gefehlt.

Sie waren klein und an Land absolut ungefährlich, weil sie dort nicht atmen konnten. Sie hatten Kiemen, so wie Fische, doch unter Wasser waren sie durch Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen und einem kleinen wendigen Körper nicht zu unterschätzen. Im Mund hatten sie kleine spitze Zähnchen, mit denen sie mich jederzeit zerfleischen konnten.

Auch wenn sie klein waren, so waren es viele. Sie kamen sofort aus allen Seiten auf mich zugeschossen und ich versuchte nicht unter Wasser zu schreien, während ich mich nach oben strampelte. Überlebenstrick Nummer Zwei: unter Wasser zu schreien ist keine gute Idee, wenn man nicht ersticken will.

Ich verlor schließlich auch noch meinen letzten Schuh. Die Luft ging mir aus und ich war froh, als ich an die Oberfläche stieß und laut japsend Sauerstoff in meine Lungen pumpte. Die Wellen unter dem Wasserfall waren stark. Sie nahmen mir die Orientierung. Das Rauschen des Wasserfalls dröhnte in meinen Ohren und die Nässe peitschte mir hart ins Gesicht.

Ich fühlte, wie mich eins dieser Viecher ins Bein biss und trat nach ihm. Schnell schwamm ich drauf los. Planlos. Das tosende Wasser um mich herum, drohte mich jeden Moment zu verschlingen, also entschied ich mich dazu freiwillig zu tauchen. Dort unten war es wenigstens ruhig und ich konnte ausmachen in welcher Richtung das Ufer war. Außerdem würde ich so die Winzlinge sehen, die mich bei lebendigem Leib mit ihren kleinen Zähnchen und scharfen Krallen anknabbern und anritzen wollten.

Einen Moment bereute ich es, als ich untertauchte, denn jetzt sah ich wie viele wirklich aus der Tiefe daher kamen und mich komplett nackt und aus hungrigen Augen betrachteten. Sie waren alle männlich. Es war lächerlich, was da zwischen ihren Beinen baumelte und ich benahm mich lächerlich, weil ich überhaupt hinsah. Fast hätte ich gelacht. Aber unter Wasser zu lachen war genauso eine schlechte Idee wie schreien, so nebenbei bemerkt.

Ich wusste, dass es für mich nur eine Rettung gab. Das Ufer. Ich schaute mich um und konnte durch das klare Wasser zu meiner linken ein paar Steine sehen… eine Steinwand… ein Ufer!

Die Wassermänner mit den kleinen Dingern, die umher baumelten, kamen immer näher, also machte ich schnell und schwamm in die Richtung des rettenden Ufers.

Sie kratzten über meine Beine und versuchten sich an meinem Körper hochzuziehen. Ich strampelte etwas, doch ich konzentrierte mich in erster Linie aufs Schwimmen. Der größte Fehler, den ich jetzt machen konnte, war anzuhalten und mich mit ihnen zu beschäftigen. Sie würden alle über mich herfallen. Ich war schneller als sie. Das musste ich ausnutzen.

Das Ufer kam in meine Nähe. Ich berührte den rauen Stein mit meinen Fingerspitzen und zog mich nach oben.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, sobald ich Frischluft genießen konnte und stemmte meine Hände auf einen der flachen breiten glitschigen Steine, die sich am Ufer angesammelt hatten. Schnell zog ich mich nach oben, während an meinen Beinen schon fünf Dinger hingen und an mir herumkratzten.

Sobald sie aus dem Wasser kamen, japsten sie mit kleinen Stimmchen nach Luft… Ich schob mich ganz nach oben und drehte mich auf den Rücken, dann strampelte ich erst mal fleißig und sie fielen, wie überreife Pflaumen mit wütenden Gesichtern, zurück ins kalte Nass. Dort wackelten sie noch zornig mit ihren Fäustchen herum und verzogen sich dann, während ich mich auf den Rücken legte und verschnaufte.

Die Sonne strahlte auf mein Gesicht und trocknete es. Ich entspannte mich einen Moment und schloss die Augen.

Doch schon sehr bald umfing mich heftiger Gestank. So, als würde etwas in der Sonne verwesen… und das schon seit Tagen. Ich wusste um was es sich handelte und rappelte mich schnell auf, um von hier wegzukommen. Ich wollte mit dem Mapinguari auf keinen Fall Bekanntschaft schließen. Es war ein riesiges Wesen mit braunem zotteligen Fell, das ein wenig aussah wie ein Mensch. Aber nur vom Grunde her. Er war gute zwei Meter groß und hatte am Kopf nur ein großes braunes Auge. Das Maul hatte es dafür mitten im haarigen Bauch. Damit stürzte es sich liebend gern auf seine Opfer, wenn sie nicht so schlau waren und die Flucht ergriffen, sobald sein fauliges Parfum die Lungen füllte.

Schnell rappelte ich mich also auf den glitschigen Steinen auf und stolperte tropfend drauf los, in den dichten Dschungel. Ich musste aufpassen. Es war gefährlich hier herumzulaufen. Fleischfressende Pflanzen, so groß wie ein Baum, waren hier das geringste Übel, das mich treffen konnte. Ich musste dieses Gebiet schnell verlassen, ansonsten währte mein Leben nicht mehr lange.

Dryaden- Nymphen- die mit ihren Bäumen auf Leben und Tod verbunden waren- winkten mir freundlich zu, aber ich ignorierte sie, denn ich musste hier weg… Über mir flog ein Rock und verdeckte alles mit seinem riesigen großen Schatten. Sein gelbliches Gefieder strahlte in der Sonne. Es war ein Adler von der Größe eines Elefanten. Ich liebte diese Tiere. Aber jetzt im Moment hatte ich, wie gesagt, anderes im Kopf.

Ich kam auf eine Lichtung und suchte mir diesen Ort, um zu verschnaufen. An einem großen Baum, dessen Wurzeln den Boden aufgerissen hatten, lehnte ich mich zum verschnaufen an. Aber davor testete ich erst, ob dieser nicht zum Leben erwachen und mich mit seinen Ästen zu Brei schlagen würde. Nein, das war kein lebender Baum.

Entkräftet ließ ich mich an ihm herabgleiten bis ich saß und stützte meine Arme auf meine Knie und meinen Kopf in meine Hände. Erst jetzt merkte ich, dass ich den Dolch immer noch umklammert hielt. Ich steckte ihn in die Scheide, die an meinem selbstgebastelten Gürtel hing.

Ich war noch einmal davongekommen, aber dafür steckte ich jetzt im Dschungel fest. Da war mir der Nebelwald lieber gewesen. Dort war es nicht so verworren, so bunt und so voll mit Gefahren. Der Nebelwald war oben auf der Klippe. Ich müsste hochklettern. Vielleicht fand ich auch einen netten Riesen, der mich hochhob?

Oder ich würde weiterziehen und mich in die Wüstenebene begeben. Allerdings gab es dort auch sehr unfreundliche Artgenossen. Ich könnte auch weiter nach Norden gehen, dort wo die Hochebenen und Wälder waren. Mein Opa und ich hatten dort eine Zeitlang gelebt. Da kannte ich mich gut aus und wir hatten einen Bekannten, den Pan.

Opa.

Ich erinnerte mich zurück: an sein rostbraunes runzliges Gesicht mit dem weißen Ziegenbart am Kinn und seine immer lächelnden braungrünen Augen; an sein Selbstbewusstsein und seinen Glauben, den er trotz dieser Welt, in der wir leben mussten, nie verloren hatte. Ich konnte ihn noch vor mir sehen, in seinen blauen komischen Hosen, die ihm bis zur Brust reichten und an Trägern an seinen dünnen Schultern hingen. Er wollte mir nie erzählen, wo er die Hosen her hatte, aber Tatsache war, dass sie weit waren und das er vorne am Bauch eine Tasche hatte, in die er alles reinstecken konnte, was er so brauchte. Er hatte aus einem Stück Stoff eine Art Rucksack gemacht, in dem wir unsere Besitztümer mit uns herumschleppten. Es war nicht viel: eine fransige Decke; ein paar verschieden große Messer; eine Steinschleuder, die aber tödlich sein konnte, wenn man das richtige Geschoß hernahm; ein Zauberbuch, das er aber nie benutzt hatte; eine Plane aus wasserdichtem blauen Stoff und ein paar feste Seile und Schnüre. Jetzt war alles verloren. Ich hatte nur das, was ich am Körper trug.

Er war ein herzensguter und netter Mensch gewesen. Er hatte mir gezeigt, was es hieß zu den Guten zu gehören, Mitgefühl zu haben und ein Gewissen zu empfinden. Damit hatte er uns oft in Schwierigkeiten gebracht, weil er immer der Held sein wollte. Er konnte niemals an einer Falle vorbei gehen, ohne zum Beispiel den Zentauren zu retten… Natürlich kam dann der Waldmensch, der Woodwose, und jagte uns, aber wir kamen glimpflich davon.

Doch mit seiner helferischen Seele hatte er uns schon ein paar Mal in Lebensgefahr gebracht und ich… ich hatte immer mitgemacht, weil er sagte: Wenn eine Kreatur in Not ist, ist wegsehen das Schlimmste was du tun kannst. Du könntest ihre Hilfe irgendwann gebrauchen und wirst auch froh sein, wenn sie nicht wegsieht. Außerdem sagte er auch: Pinkel niemals in den Brunnen, der deinen Weg kreuzt… du weißt nicht, ob du sein Wasser irgendwann trinken musst…. Nach der Devise lebten wir… und wir fühlten uns gut dabei Menschen zu bleiben und das Menschliche zu vertreten.

Wir konnten jeden Abend mit gutem Gewissen schlafen gehen…bis… bis sie ihn zerfleischt hatten. Danach konnte ich gar nicht mehr schlafen. Das Knacken seiner brechenden Knochen und das Reißen seines Fleisches verfolgte mich in meine Träume… Das Knurren der Wölfe… ließ mich erschauern, allein, wenn ich daran dachte.

Ein Knurren riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte es schon einmal gehört und hörte es immer noch… immer und immer wieder…

Deswegen zog sich jetzt alles in mir zusammen, als ich nach oben blickte. Fast hoffte ich, es würde der Panter sein, aber er war es nicht.

Es war ein schwarzer Wolf und der war so groß wie ein kleiner Gorgone. Er stand direkt vor mir. Ich hatte nicht gehört, wie er sich angeschlichen hatte, dabei war mein Gehör ansonsten eins- a- spitze.

Meine Augen wurden groß, als ich der Bestie in die stechend gelben Augen blickte. Sofort wusste ich welcher Wolf es war. Es war der Anführer von dem Rudel, welches meinen Opa zerfleischt hatte. Dieser hier hatte ihm, vor dem Festmahl, gnädigerweise die Kehle durchgebissen. Er war es, der mir nochmal in die Augen blickte, bevor er ein Stück aus Opas Bauch riss, als würde er meine unbändige Angst genießen. Es war eindeutig, dass dieses Rudel aus Gestaltwandlern bestand, denn kein Tier war normalerweise jemals sadistisch.

Die Lefzen waren zurückgezogen und er präsentierte mir elfenbeinfarbene große Hauerchen, die er jeden Moment in mich bohren würde. Sein Fell war lang und tiefschwarz, seine Pfoten so groß wie mein Gesicht. Er musste sich etwas bücken, um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein.

Ich sah in diese kalten Augen und fühlte den Menschen dahinter. Es war ein böser Mensch.

Sie waren nicht neckisch, nicht freundlich, nicht mal ausgehungert, sondern einfach nur böse und gemein. Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus und ich bereute es den Dolch weggesteckt zu haben. Ich bereute vieles… aber am meisten bereute ich im Moment nicht oben bei dem Panter geblieben zu sein… bei dem Mann, der im Laub unter mir gelegen und mich offen und verspielt angelächelt hatte, während sein Arm mich hielt… und mir komischerweise Schutz bot.

Der Wolf schnaufte und schaute weg… nach links. Ich folgte seinem Blick und sah, dass neben ihm noch einer stand. Er war weiß wie Schnee, nur seine Nase war schwarz. Seine Augen waren hellblau wie die Gletscher der Eisebene. Er stupste den schwarzen Wolf ein wenig mit dem Kopf in die Seite, als wollte er ihn von mir wegschieben, ohne ihn zu verärgern, doch der Schwarze knurrte und schnappte gefährlich nah mit den Reißzähnen nach dem Weißen.

Der Weiße mit den Eisaugen war nicht dabei gewesen, als sie kamen um uns zu fressen. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Er war ein wenig größer und stattlicher als der Schwarze, dennoch war er eindeutig nicht der Alpha.

Die wirkliche Bestie nahm mich nun wieder ins Visier.

Ich musste etwas tun… wenigstens Zeit schinden.

„Ähm… könnte ich noch etwas… sagen… bevor du mich auffrisst?“ Ich wählte die Höflichkeit, denn hinter diesen Augen befand sich ein Mensch und er verstand meine Worte zu gut. Er wartete…rührte sich nicht.

Also sprach ich mal weiter: „Ich habe gestern aus Versehen einen giftigen Pilz gegessen… mir ist immer noch ganz schlecht davon… und ich glaube, dir würde er auch nicht gut bekommen.“ Ich hielt mir den Bauch und wusste, dass mein Schauspiel miserabel war, doch ich probierte es wenigstens. Vorsichtig schaute ich hoch.

Der weiße Wolf schnaubte abfällig, fast schon ironisch. Ich konnte nicht zu ihm rüber sehen. Der Schwarze ließ sich nicht beeindrucken und strich sich als Antwort auf meine Worte mit rosa fleischiger Zunge betont langsam über die Reißzähne.

Jetzt war es an mir die Fäuste zu ballen. Ich überlegte, ob ich es schaffte das Messer zu ziehen, bevor er mir an die Kehle ging und damit meinte ich NICHT die Kniekehle! Schön wärs gewesen! Ich würde es nicht schaffen. Er war einfach zu nah.

„Dieser Pilz ist wirklich nicht zu unterschätzen. Mein Fleisch ist sicher ganz ekelhaft und zäh. Ich fühle mich schon ganz… faulig und stinkig.“ merkte ich noch an, doch er reagierte nicht.

Wie lange würde er es denn noch hinauszögern? Reichte es ihm nicht, dass der Schweiß, der soeben noch vom Wasser abgewaschen worden war, jetzt wieder strömte und dass mein Herz versuchte mich von innen zu erschlagen? Konnte der nicht endlich mal mit seinem Mittagsmahl loslegen und dem endlich ein Ende bereiten?

Dann fiel es mir auf: ich empfand keine Angst um mein Leben… obwohl ich direkt in die Augen der Bestie schaute. Ich wehrte mich nur aus Prinzip und versuchte deswegen den Wolf vor mir in Grund und Boden zu quatschen. Hieß das etwa, ich hatte mich mit meinem Tod abgefunden, nachdem mein Opa gegangen war? Hieß es etwa, ich hatte die Hoffnung aufgegeben? Ich zuckte innerlich vor dem Gedanken zurück. Das hieße so viel wie, ICH hätte aufgegeben.

Der Wolf machte sich bereit… er hob seine Lefzen, präsentierte seine Zähnchen und knurrte. Ich fühlte, wie die Erde um mich herum vibrierte. Jetzt würde er angreifen. Ich erkannte es an einem leichten Anspannen seines Körpers.

Plötzlich kam von rechts ein anderes Knurren, noch tiefer und eindringlicher als das Erste. Verblüfft schaute ich zu dem weißen Wolf, genauso wie der Schwarze. Ich glaube, er dachte er hätte sich verhört. Der Weiße stand da, knurrte ihn tatsächlich an und präsentierte imposante Beißerchen, zwischen die ich nicht geraten wollte. Aber er knurrte sowieso nicht mich an, sondern den anderen. Der sah… irgendwie verwirrt aus.

Dann machte er einen drohenden Schritt von mir weg, auf den Weißen zu. Der wich zurück und hörte sofort auf zu knurren, als der Schwarze nach ihm schnappte. Es sah schrecklich aus. So würde er auch nach meiner Kehle schnappen. Der Schwarze ging weiter demonstrativ auf den Weißen zu und der wollte anscheinend doch keinen Ärger, denn er legte sich mit eingezogenem Schwanz auf den Rücken und präsentierte dem anderen als Unterwürfigkeitszeichen seinen empfindlichen Bauch.

Der Schwarze war zufrieden und wandte sich etwas abgelenkt wieder mir zu.

Gerade spannte er sich erneut an… da knurrte der Weiße schon wieder!

Wir sahen beide mit gerunzelter Stirn zu ihm hin. Er stand aufrecht und drohte dem Schwarzen wieder. Dieses Mal konnte ich wirklich die Verwirrung und auch den Zorn über die Herausforderung in den Augen des schwarzen Wolfes sehen, als er wieder auf den Weißen zumarschierte und dieser sofort aufhörte zu knurren und sich gehorsam auf den Rücken legte.

Ich fragte mich, was er mit dieser Show bezweckte… es war fast so, als würde er versuchen Zeit zu schinden. Das war natürlich absolut abwegig, denn wieso sollte er versuchen mir zu helfen, wo er doch genauso scharf auf mein Fleisch war wie jeder andere fleischfressende Gestaltwandler.

Der Schwarze wandte sich wieder mir zu. Ich wusste, dass er es jetzt besonders schnell machen würde, doch er kam nicht weit, weil man plötzlich eine dröhnende weibliche Stimme hörte.

„HALT!“ verlangte sie und all unsere Blicke flogen nach links. Dorthin, wo zehn Amazonen mit gezogenen Waffen standen und auf den Schwarzen zielten.

„Verschwinde!“ forderte die Anführerin von ihnen. Sie hatte schwarze lockige Haare, eine breite Stirn, noch breitere Wangenknochen und tiefliegende dunkelbraune Augen. Ihr Körper war natürlich nackt… was denn sonst…und ihre Oberschenkel so muskulös, dass sie drohten zu platzen. Genauso war es mit ihren braungebrannten Armen und den breiten Schultern, die mich eher an einen Mann, als eine Frau, erinnerten. Sie hielt eine Armbrust und zielte auf das Vieh.

Der Wolf knurrte lauter und duckte sich doch er trat einen unwilligen Schritt von mir zurück…dann noch einen… und noch einen. Mir wurde leicht ums Herz, als er sich von mir wegdrehte und, ohne die Amazonen aus den Augen zu lassen, im Gebüsch verschwand.

Der weiße Wolf folgte ihm beschwingt, doch bevor er in das Dickicht sprang, drehte er sich noch mal zu mir um und zog die Lefzen hoch. Ich wusste, dass er mich nicht anknurrte. Ich konnte in seinen unglaublich hellen Augen das schelmische Grinsen erkennen.

Ich lächelte schüchtern zurück, bis ich merkte was ich da tat! Ich lächelte einen WOLF an! Schnell wischte ich das Lächeln von meinem Gesicht und schaute zu meinen Retterinnen, die den Wölfen streng hinterher blickten.

Als sie weg waren, kamen sie zu mir und stellten sich vor mir auf. Ich musste meine Augen abdecken, um sie vor der Sonne zu erkennen. Sie waren wirklich sehr groß, aber nicht so groß wie Riesen. Sie sahen nicht unfreundlich auf mich herab, aber waren doch etwas misstrauisch. Sie sagten nichts, sondern starrten mich nur, mit in den Hüften gestemmten Händen, an. Schließlich streckte eine den Fuß nach mir aus und tippte mich mit den Zehen an als wäre ich ein wabbliger Fisch, von dem sie nicht wussten was er war und was er als nächstes tun würde.

Ich wollte hier nicht länger unten rumsitzen, besonders weil sie nackt waren und mir der Ausblick nicht gefiel, also rappelte ich mich verlegen auf.

„Hallo.“ sagte ich. Sie antworteten nicht. Ich winkte ihnen schüchtern. „Ich bin Seraphina.“ sagte ich, weil ich nicht wusste was ich sonst sagen sollte… ACH JA „Danke, dass ihr mich gerettet habt.“

„Was bist du?“ fragte schließlich die Schwarzhaarige. Sie hatte einen leichten Damenbart.

„Ein Mensch.“ sagte ich leise und endlich regten sich ihre Gesichter. Sie sahen sich verwundert an.

„Menschen gibt es nicht.“ sagte eine Blonde, die hinter der Schwarzhaarigen stand und ihre Hand hielt. „Das kann nicht sein.“ nuschelte eine Braunhaarige.

„Ich bin hier und ich bin ein Mensch. Es ist eine lange Geschichte.“ Ich zuckte die Schultern und kam mir so klein vor, im Gegensatz zu ihnen.

„Was tust du hier?“ fragte die Schwarzhaarige mit dem Bärtchen. Anscheinend hatte sie meine Aussage akzeptiert. Vielleicht konnte sie die Wahrheit in meinen Augen sehen. Ich konnte noch nie gut lügen.

„Ich will in die Waldebene zum Pan kommen.“ sagte ich leise.

„Dafür musst du durch den ewigen Sand.“ sagte die Blonde. Ihre Stimme war ein wenig heller als die der anderen. Ihre Haare hingen in zwei langen geflochtenen Zöpfen über ihre riesigen Brüste, die ich zwanghaft versuchte nicht anzublicken.

„Ich weiß.“

„Bist du dort schon einmal gewesen?“ fragte die Schwarzhaarige.

„Schon öfter.“ Ich wusste, dass die Wüste sehr gefährlich war, doch ich hatte bis jetzt jedes Mal überlebt.

„Was willst du beim Pan?“ fragte sie, unbeeindruckt darüber, dass ich noch lebte.

„Ich möchte ihn um Hilfe bitten. Er ist mein Freund.“ Mein Einziger.

„Im Reich des Waldes gehen in letzter Zeit schlimme Dinge vor sich. Du solltest da nicht hingehen.“

Ich musste aber dorthin. Der Pan war der Einzige, dem ich in dieser verworrenen Welt vertraute, weil er ein alter Bekannter meines Opas gewesen war und ich ihn von Kindesbeinen an kannte.

„Ich muss dahin. Egal wie gefährlich es dort ist.“ Ich rang meine Hände. Was sollte ich sagen? Mein Opa ist gestorben und ich finde keinen anderen Ausweg? Ich will nicht allein bleiben? Bitte helft mir…

Sie mussten etwas von meiner Verzweiflung in meinen Augen gesehen haben, denn schließlich sagten sie.

„Dann bringen wir dich bis an die Grenze des Dschungels, von da an musst du allein weiter.“ Ich war überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet und das musste auch mein Gesicht zeigen, denn plötzlich lächelten sie alle nachsichtig.

„Ich danke euch…“ stammelte ich verwirrt… während sie sich schon umdrehten und losmarschierten. Ich musste fast laufen, um mit ihnen Schritt zu halten. „Aber wieso… tut ihr das?“ fragte ich die Blonde und sie grinste mich verschwörerisch an. „Was?“

„Na. Mir helfen…“

„Weil du eine Frau bist.“ Sie boxte mir dabei gespielt mein Kinn und davon flog mein Kopf schon fast ab. Aha. Na gut. Ich rieb mir das geschändete Körperteil und versuchte sie nicht vorwurfsvoll anzublicken. Ich wollte mal nicht so sein und folgte ihnen stumm, was anstrengend war. Ich hätte gern gekeucht, denn die hatten echt ein Tempo drauf, das war unglaublich. Sie boten mir an mich zu tragen, aber ich lehnte dankend ab. Da wäre ich ihren riesigen Brüsten viel zu nahe gekommen.

Es dauerte zwei Tage, bis wir den Rand des Dschungels erreichten. Keiner störte uns oder griff uns an und ich verstand es, als ich die vielen Dolche, Messer, großen Brüste und andere Waffen sah, die sie sich mit Lederriemen um den Körper gewickelt hatten. Ich hätte mich auch nicht mit ihnen angelegt. Mit einer allein schon, aber nicht mit zehn, beziehungsweise zwanzig!

Zum Abschied wollten sie mich zum Glück nicht umarmen. Mein Gesicht war genau in Brusthöhe und ich war mir sicher zu ersticken, wenn sie mich freundschaftlich drücken würden. Sie sagten mir nur: „Pass auf dich auf, kleine Menschenfrau.“ Das „ klein“ hätten sie sich sparen können, denn das war ich nicht. Dann drehten sie sich um und verschwanden geräuschlos im Dschungel.

Nun stand ich hier…an der Grenze zur Sandebene.

Die Luft vor mir flimmerte als wäre sie verzaubert. Riesige Wüstenbänke erstreckten sich über den Horizont. Unberührte Erde aus glühend heißem Sand lag vor mir. Dürre ausgetrocknete Bäumchen stachen aus dem kräftig orangenen Sand hervor, wie Knochen aus einem Grab. Die zwei roten Sonnen waren gerade aufgegangen. Eine war schon weiter oben als die andere, als würden sie ein Wettrennen über den grellblauen Himmel veranstalten. Sie brannten mir schon jetzt heftig auf den Kopf. Ich hatte nicht mal ein Tuch dabei, das ich mir umwickeln konnte oder ein Band, mit dem ich meine wirren dreckigbraunen Locken hochbinden konnte. Meine Wasserflasche, die auch an meinem Gürtel hing, hatte ich aufgefüllt. Sie würde aber für den gesamten Marsch nicht reichen. Ich musste auf jeden Fall bei einer Oase Halt machen.

Ich machte ein paar Schritte in den heißen Sand und verbrannte mir die Fußsohlen. Ich ging dennoch weiter. Meine Füße würden sich daran gewöhnen müssen. Meine Schuhe waren weg und ich würde sie nicht wiederbekommen.

Diesen Teil meiner Reise musste ich schnell machen, denn in der Wüste lebten einige unliebsame Bewohner, zum Beispiel die Bilokos: bösartige Zwerge, die auf Bäumen hausten und nur darauf warteten das jemand vorbeiging, um sie nach oben zu ziehen und mit ihren riesigen Mäulern in einem Stück zu verschlingen. Sie hatten am ganzen Körper Gras, anstatt Haare, womit man sie in den Bäumen der Oasen nicht erkennen konnte. Ich würde deswegen versuchen Abstand von ihnen zu halten, egal wie schattenspendend sie waren.

Während ich durch die Hitze marschierte, dachte ich an die Wesen die mir begegnet waren, seitdem Opa weg war. An den Panter… an den dachte ich am meisten…peinlich aber wahr… Wieso hatte er mich nicht gefressen oder angegriffen, sondern mich höchstens nur verführt? Wieso hatte… er… so mit mir gesprochen, als wäre er von mir fasziniert?

Ich dachte an seinen Daumen, mit dem er über meine Unterlippe gestrichen hatte und merkte, dass ich mit der Zunge über mein trockenes Fleisch fuhr. Schnell schüttelte ich den Kopf und versuchte seinen orangeglühenden Augen zu verdrängen.

Stattdessen dachte ich an den weißen Wolf. Er hatte seinen Anführer provoziert und ihn erfolgreich davon abgehalten mich zu fressen, bis die Amazonen kamen. Aber wieso? Als ich an ihn und seine intelligenten eisblauen Augen dachte und wie er mir nochmal zugegrinst hatte bevor er gegangen war, ertappte ich mich dabei wie ich lächelte. Was war nur los mit mir? Fand ich langsam Gefallen an den Monstern? NEIN! Niemals!

Ich wollte an all diese Bestien nicht mehr denken, also dachte ich an etwas was schmerzhaft war. Doch ich wollte ihn nicht vergessen, also musste ich auch an ihn denken.

Opa.

Er hatte mir immer viel über die Menschen erzählt, damit ich in dieser verrückten Welt den Bezug nicht verlor. Es war fast, als würde er versuchen mich mit seinen Erzählungen auf etwas vorzubereiten, aber keiner, außer ihm, wusste auf was. Er erzählte mir, dass die Menschen Wesen waren, die sich von ihren Unsicherheiten leiten und blenden ließen, deswegen trimmte er mich darauf, mich nicht von meinen Ängsten und Befürchtungen lenken zu lassen.

Er sagte immer: Angst ist nur dazu da, um dich zu lähmen und dich zum Aufgeben zu zwingen. Laufe vor ihr davon und sie wird dich verfolgen. Laufe ihr entgegen und sie wird die Flucht ergreifen.

Ich versuchte nach seinen Sprüchen und Regeln zu leben, aber oft war das nicht leicht. Er schien niemals Angst gehabt zu haben, nicht einmal als die Wölfe ihn umzingelten.

Das taten sie nur, weil er die volle Aufmerksamkeit auf sich lenkte, indem er sich in den Arm geschnitten hatte und sie das frische Blut rochen. Seine letzten Worte an mich waren: Lauf und schau niemals zurück. Damit meinte er, ich solle auch nicht an Vergangenes denken. Doch diesen Rat würde ich nicht befolgen, auch wenn ich schon wieder weinte, so dachte ich weiter an ihn.

Ich fragte mich, wieso er mir nie etwas von meinen Eltern und von meiner Herkunft erzählt hatte. Es musste doch einen Grund geben, wieso wir beide die einzigen Menschen in dieser Welt waren. Es musste aber irgendwo mehr Menschen geben, außer ich stammte auch von Wesen dieser Welt ab. Ich hätte gerne gewusst wo meine Eltern waren, um sie selber zu fragen, wieso ich hier ohne sie war, doch mein Opa sprach nicht über sie. Sie gehörten eben zur Vergangenheit…

Zu oft ertappte ich ihn allerdings dabei, wie er mich mit Zuneigung und voller Erinnerungen im Blick betrachtete. Ich wusste, er dachte an seine Tochter, die meine Mutter gewesen war. Soviel hatte ich aus ihm rausbekommen. Er sagte, ich hätte genauso strahlende wissende Augen wie sie, auch wenn meine etwas schlammiger grün waren als ihre. Ja… so war er, niemals nur aus Höflichkeit nett, sondern immer geradeaus. Ich denke im Alter von sechsundachtzig Jahren kann man es sich schon mal leisten, jedem die Meinung ins Gesicht zu sagen. Man hat ja auch lang genug eingesteckt. Also kann man da dann schön austeilen.

Trotzdem wünschte ich mir, er hätte länger gelebt. Dann hätte ich mich jetzt nicht so schrecklich verlassen und einsam gefühlt.

Ich tapste hier also heulend, einsam und verlassen durch den heißen Sand der noch heißeren Wüste und guckte nicht nach links und nach rechts, als ich plötzlich etwas fühlte…

Manchmal hatte ich solche komischen Gefühle. Also blickte ich auf und wischte mir schnell die letzten Tränen aus den Augen. Im Gehen drehte ich mich um und blieb schockiert stehen. Mir folgte der weiße Wolf!

Seine Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul und er grinste mich eindeutig wieder an. Ich schaute weiter, scannte die Gegend nach anderen Wölfen, doch es war nichts weiter zu sehen als Sand, Sand und nochmal Sand. Naja… noch ein paar verdurstende Bäumchen und die glühenden Sonnen. Ich will ja nicht lügen.

„Was willst du von mir?“ rief ich ihm zu. Er setzte sich einfach nur hin, ganz gemütlich, so als würde ich mich normal mit ihm unterhalten und nicht gleich einen cholerischen Anfall bekommen.

Ich schüttelte den Kopf. Es war mir peinlich, dass er es mitbekommen haben musste, wie ich hemmungslos geweint hatte. „Verfolgst du mich etwa?“ rief ich ihm zu. Er legte den Kopf leicht schief. So auf die Art. Vielleicht. Vielleicht auch nicht… Arschwolf!

Ich verengte die Augen und stemmte die Hände in die Hüften. „Hör auf mir hinterher zu laufen! Ich komme super allein zurecht! Wenn ich jetzt weiter gehe, will ich, dass du sitzen bleibst. Ich kann nicht gut heulend durch die Wüste spazieren, wenn ich von einer Bestie verfolgt werde, die mir jeden Moment in den Rücken springt.“

Er schnaubte, blieb aber sitzen. „Ja. Du hast schon richtig verstanden!“ rief ich. „Ihr seid alle gleich. Alles fleischfressende Monster!“ nach diesen Worten drehte ich mich um und marschierte einfach weiter.

Ich hielt es natürlich nicht aus und blickte über meine Schulter… um zu sehen, dass er mir weiter hinterher trottete. Ich ballte die Hände zu Fäusten und ging aber weiter, als ich zurückschrie.

„Geh nach Hause und jag ein paar Unschuldige!“ Er blieb nicht stehen, sondern grinste nur schon wieder auf diese dämliche Wolfsart. „Verstehst du mich nicht oder willst du mich nicht verstehen?“ Ich wirbelte herum, beugte mich herab und nahm eine Hand voll Sand. Ich schmiss den heißen Sand nach ihm, doch er war viel zu weit weg, als das ihn auch nur ein Körnchen berührte. „Hör auf mir hinterher zu laufen!“ schrie ich durch die halbe Wüste. „Ich brauche keinen Aufpasser!“ Ich drehte mich um und ging einfach weiter, während ich murmelte. „Ich brauche keinen…“ Außer meinen Opa vielleicht…

Ich schaute nicht mehr zurück, doch ich war mir sicher, dass er mir weiter hinterher ging. Gut, wenn er so viel Zeit hatte mir hinterher zu laufen, dann sollte er das tun. Ich würde ihm sicher nichts von meinem Wasser abgeben!

Wenn er mich zerfleischen wollte, dann hätte er das sicherlich schon getan, also ließ ich ihn einfach Wolf sein und konzentrierte mich darauf, nicht mehr zu weinen. Das ist gar nicht so leicht, wenn man sich einsam und verlassen fühlt.

Als Mädchen, allein in dieser Welt, ohne jegliche Hilfe, da würde man sich schon gerne tief im Sand eingraben und sich eine Runde selbst bemitleiden… oder da unten bleiben und nie wieder hoch kommen. Das wäre auch eine Möglichkeit.

Stattdessen marschierte ich verbissen weiter… einer mehr als ungewissen Zukunft entgegen.

CUT!

Heute keine großen Worte, meine lieben Liebenden.

Außer DANKE an mein persönliches Bella Baby das erste, einzigste und genialste, weil sie immer das sagt, was in ihrem hübschen Kopf vorgeht und mir nie was vormacht .

Und eine wichtige Frage an euch: WIE FANDET IHR DAS ZWEITE KAPITEL? DEN WEIßEN WOOHOOLF? UND DIE MONSTERAMAZONENBRÜSTE? LOL.

Ich knutsch euch, ob ihr wollt oder nicht!!! *Schlabber*

DonBoth

PS: Heute schon gevotet? ;))

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